Unsere Kommunikation erkrankt schleichend

Kommunikation braucht zwei Teilnehmer: Diejenigen, die eine Botschaft aussenden und diejenigen, welche eine Botschaft empfangen und darauf reagieren sollten. Die Reaktion entscheidet, ob eine Botschaft richtig ankommt und ob die Kommunikation gut oder schlecht ist.

 

Kommunikation ist heute permanent. Menschen sind ständig übers Handy empfangs- und sendebereit. An jedem Bau hängen Plakate. Autofahrer hören Radio und Navigation. Viele Menschen verbringen 2 Std. pro Tag am Fernseher. Unternehmen kommunizieren mit möglichen und bestehenden Kunden, mit zukünftigen und bestehenden Mitarbeitern, mit Investoren, mit Lieferanten, mit Dienstleistern. Und ständig gibt es Verständigungsprobleme, die langwierige und irrationale Diskussionen auslösen. Warum eigentlich?

 

Der Grund ist simpel. Derjenige, der eine Botschaft aussendet, geht von seinem Paket an Wissen, Erfahrungen, Kenntnissen und Wortverständnissen aus und denkt nicht daran, dass der Empfänger der Botschaft ein anders gestaltetes Paket besitzt. Er bemüht sich auch nicht, ein anders gestaltetes Paket in Erfahrung zu bringen. Im Gegenteil, er setzt voraus, dass der Empfänger sein Paket kennt. Botschaften werden dadurch nicht verstanden. Haben Sie schon einmal versucht, ein technisch komplexes Gerät nach Betriebsanleitung in Betrieb zu setzen? Oder eine wirtschaftliche Position auf Grund des Stelleninserates richtig zu erfassen? Oder Anleitungen zur Reparatur von Software erfolgreich nachzuvollziehen?  

 

In der Kommunikation werden Begriffe gebraucht und permanent kreiert, deren Aussage und Bedeutung von andern nicht erkannt werden können. Doch die Aussender einer Botschaft kümmert das wenig. Im Gegenteil! Die Verwendung eines unverständlichen Vokabulars gehört zur Wichtigtuerei des Aussenders. Er zeigt damit an, dass ihm egal ist, ob seine Botschaft verstanden wird. Wichtiger ist ihm, Eindruck zu machen und sein Renommee aufzupeppen. Geht es um

den Verkauf von Produkten, mag ein gewisser Werbeeffekt damit erreicht werden. Aber geht es beispielsweise um Stelleninserate, ist Unverständlichkeit kontraproduktiv. Es ist nicht hilfreich, bei einem möglichen Kandidaten durch unbekannte, interne Begriffe oder unklare Bezeichnungen eine Vorstellung zu erzeugen, die sich hinterher als nicht richtig erweist. Prüfen Sie sich selber. Was verstehen Sie beispielsweise unter:

  • Company Hub
  • Brain Drain
  • Coworking Space
  • Kulturmatcher

Sind Ihre Deutungen der Begriffe richtig und vollständig?

 

Wenn eine Botschaft gestaltet werden muss, dann sollte von folgenden Anforderungen ausgegangen werden:

 

  1. Wer ist Empfänger meiner Botschaft? Welche Allgemeinbildung, welche Erfahrungen, welche Vorstellungen hat er?
  2. Was kann meine Botschaft beim Empfänger anrichten? Wird er dadurch glücklich, wird er traurig, kann ich sein Interesse erwecken oder Nichtbeachtung?
  3. Ist meine Botschaft überhaupt notwendig? Lohnt es sich, 1000 Botschaften auszusenden, wenn von vornherein klar ist, dass höchstens 1% darauf eine Reaktion zeigen werden?

 

Die Kommunikationsflut beschäftigt Manager pro Tag bis zu 25%. Diese Aussage ist einer US-Untersuchung zu entnehmen. Diese 25% der Arbeitszeit sind zu fast 100% ineffizient, ertragslos. ¼ der Arbeitszeit führt nicht zu Umsatz- oder Ertragserfolg, sondern ist das Resultat unseres Kommunikationszeitalters, in dem wir allerdings erst am Anfang stehen. Es gilt jetzt, nachdem die Erkenntnis entstanden ist, dass Kommunikation um der Kommunikation Willen zur Belastung wird, die Kommunikation auf Effizienz zu untersuchen. Menge beschränken und Qualität fördern, heisst die Devise.     jb