Manager Risiko

Die Gesellschafter einer grösseren Firma, die aus diversen Gründen in die Verlustzone geraten ist, beschließen, einen Top-Manager einzustellen, der Ihre Firma wieder auf Vordermann bringen soll. Interessenten dafür gibt es viele. Jeder redet von Konzepten und Strategien, mit denen das Unternehmen schnell wachsen und Gewinne erzielen würde. Doch jeder legt einen Vertragsentwurf vor, der beinhaltet, dass das vereinbarte Jahresgehalt von € 800.000,- pro Jahr für die Dauer von 3 Jahren im Voraus bezahlt werden muss. Selbstverständlich plus den Einzahlungen in Pensionskasse und Bel-Etage Versicherung.

 

Ob moralisch oder unmoralisch steht nicht zur Diskussion. Zur Diskussion steht, ob Manager für Ihr Tun Verantwortung übernehmen wollen oder nicht. Gehört es zur Mentalität von Managern, sich nur in gemachte Betten zu legen? Soll das Risiko allein bei den Gesellschaftern oder Aktionären sein, oder sollen die angestellten Führungspersonen für ihr Handeln verantwortlich gemacht werden?
Dieser Artikel soll ein Plädoyer für eine Risiko-Teilung sein. In vielen Firmen sehen Gesellschafter und Aktionäre nicht so tief in ihr Unternehmen hinein, dass sie sich detaillierte Urteile über firmeninterne Anweisungen und Entscheide erlauben können. Sie beschäftigen deshalb einen Beirat oder einen Aufsichtsrat, der die Verbindung zwischen Managern und Kapital wahrnehmen sollte. Doch in diesen Gremien sitzen Menschen mit Sympathien oder Antipathien z.B als Rechts-oder Finanzexperten mit eingeschränktem Blickwinkel. So können wir fast täglich in Zeitungen lesen, dass Firmen wegen Missmanagement in Schieflage geraten. Diejenigen, die alle Details einer Firma kennen, das sind die Führungsgremien, die CEO’s, COO’s, CFO’s, usw. Sie sollten ebenso Risiko-Träger sein, wie die Kapitalinhaber. Sie sollten Verantwortung für ihr Handeln tragen. Und Verantwortung tragen heißt, dass ihre Bezüge zum großen Teil vom Resultat ihrer Arbeit abhängig sein müssen. Das Risiko soll nicht allein der Bonus

abdecken, der sogar noch garantiert oder abgesichert wird.

 

Blicken wir in die Wirtschaft hinein, sehen wir, dass Unternehmen, in denen Kapital und Führung in einer Person oder in Mitarbeit oder enger Zusammenarbeit organisiert sind, wesentlich höhere Erfolgschancen haben. Die momentan grössten und erfolgreichsten Firmen: Microsoft, Google, Facebook, Amazon usw. sind nicht von langjährigen Großunternehmen, wie IBM, General Electric, Siemens, ABB gemacht worden. Die großen dümpeln vor sich hin und können höchstens durch Personalabbau dem Kapital an der Börse einen Vorteil verschaffen. Das Management dieser Firmen hätte nie das Risiko eines Abenteuers getragen. Dafür braucht es Menschen, die von einer Idee geleitet werden und das finanzielle Risiko mit dem eigenen Geldbeutel tragen. Es braucht Unternehmer! Die Manager von heute sind nicht risikofreudig. Und das wirkt sich auch in ihren Anstellungsverträgen aus. Keine Abstriche am Einkommen, auch bei schlechtem Geschäftsgang und bei Versagen müssen die Kapitaleigner noch goldene Fallschirme entrichten.

Fehlende Risikofreude hat auch mit fehlen der Selbständigkeit und dem Glauben an sich selbst zu tun. Da gibt es in Deutschland viele arbeitslose Manager über 52 Jahre, die vom Arbeitsamt zu den Schwer vermittelbaren gezählt werden. Sie haben viel Erfahrung, viel Wissen, gute Menschenkenntnisse und sind gut vernetzt, doch un-fähig, daraus eine eigene Geschäftstätigkeit zu entwickeln. Sie wollen auch nicht, denn sie würden das monatliche Arbeitslosengeld verlieren und sogar eigene Ersparnisse antasten müssen. Von Risikofreude keine Spur. Verständlich, denn sie sind durch Bravheit nach oben gekommen, nie angeeckt und haben keine außergewöhnlichen Ideen geäußert. Sie haben ihr von anderen gemachtes Bett gut gepflegt. Hätten sie mehr Risiko tragen müssen, wäre der Schritt zum Unternehmer leichter machbar, möglicherweise gedanklich schon vorher getragen worden.    JB