Hustet ein Floh, zittert die Wirtschaft.

Wir leben in einer schwierigen Zeit, einer Zeit unterschiedlichster Voraussagen von Meinungsbildnern. Namhafte Professoren und Institute widersprechen sich in Mutmassungen und Meinungen. Statt handfester Zahlen bestimmen Gerüchte und Ansichten den Lauf der Wirtschaft. Äussert ein politischer Gartenzwerg, man müsse den Euro in einen Süd- und einen Nord-Euro aufteilen, sackt der Börsenkurs um 2,4% ab. Das verringert den Wert der Unternehmen um einige Milliarden. Und kauft die EZB faule Kredite auf, steigt der Börsenkurs um 1,4%, wodurch Werte geschaffen werden, die real möglicherweise gar nicht existieren. In gleicher Weise verhalten sich die Unternehmensführungen. Veröffentlicht ein „Professor“ eine kommende Rezession, werden sofort Entwicklungsprojekte sistiert und Budgets gekürzt. Sagt ein anderer „Professor“ eine steigende Konjunktur voraus, werden umgehend Investitionen getätigt.

Diejenigen, die in vorderster Front von Entwicklungen tätig sind, werden gar nicht gefragt.

In einer Zeit der Unsicherheit haben Medien eine viel zu hohe Bedeutung. Und diejenigen, welche irgendwelche obskure Meldungen in Medien veröffentlichen, sind sich ihrer Verantwortung nicht bewusst. Im Gegenteil, sie denken nur an ihr Ego (eine Veröffentlichung schmeichelt dem Ego) und an die Zahl von Buchstaben, die sie geschaffen und zum Eigennutz verrechnet haben. Sie vernichten Milliarden oder generieren ähnliche Summen. Doch dafür lehnen sie jegliche Verantwortung ab. „Wir sind da, um zu berichten und wir haben Pressefreiheit, also können wir über alles berichten!“

Doch die Medien haben auch moralische und ethische Verpflichtungen.

Viele Schlagzeilen haben Menschen, Unternehmen, Arbeitsplätze und menschliche Verbindungen zerstört. Deswegen sollte eine journalistische Verantwortung für die Wirkung des Geschriebenen institutionalisiert werden. Wohl gibt es Organe, welche

eine korrigierende Kontrolle ausüben, aber
ihre Macht und ihre Kompetenzen sind schwach. Produzenten von Geräten, Nahrungsmitteln, Spielzeugen, Maschinen und anderen Produkten kennen eine Haftung für deren Auswirkungen. Sie besteht aus voller Schadensdeckung und zusätzliche Schmerzensgelder. Für Produzenten von Medienmitteilungen gilt eine geringe Verantwortung.

Wir brauchen heute eine differenzierte Ansicht zu Medien. Insbesondere in sozialen Medien toben sich Amateure und kranke Geister hemmungslos aus und werden noch ernst genommen.

Deshalb sollten nicht alle Medienmitteilungen für bare Münze genommen werden. Medienleute müssen ständig Neues produzieren, um das Verkaufsvolumen zu steigern. Dazu gibt es genügend Scharlatane, die verquere Ansichten äußern, welche Medienschaffende in Schlagzeilen um-wandeln. Medien sind eine überproduzierende Industrie mit enormem Abfallpotential. Unternehmensführungen sollten sich nach den eigenen Stärken (Produkte, Dienstleistungen) richten und nach den eigenen Marktmöglichkeiten. Wohl sind Risiken zu erkennen und „Worst-Cases“ fest-zulegen, doch Mehrumsatz ist auch in Rezessionen machbar.

Deshalb: Profiliert Euch nicht mit fremden Schlagzeilen. Nehmt die Verantwortung wahr für die Wirkung eurer Worte. Heizt nicht zusätzlich die Verunsicherung an. Der durchschnittliche Mensch ist immer noch der Auffassung, dass das, was geschrieben steht, wahr ist.

Unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft brauchen nicht halb illegale und halb rechtlich statthafte Pamphlete, sondern seriöse, gut recherchierte Meldungen und Berichte. Wir brauchen Informationen, um die nächste Zeit des Lebens und des Wirtschaftens danach auszurichten.  jb