New Work- Buzzword, oder reale industrielle Revolution?
Als New Work wird die vierte industrielle Revolution bezeichnet. Die erste war die Herstellung von Dampf- und Wasserkraftmaschinen zum Antrieb von Materialbearbeitungsgeräten, beispielsweise Webstühle. Die zweite industrielle Revolution erfolgte durch die Elektrifizierung. Die Maschinen, die menschliche Arbeit übernahmen, wurden immer komplexer und vielfältiger. Der Mensch wurde zum Industriearbeiter. Die dritte Revolution war die Digitalisierung. Die Maschinen eroberten die menschliche Intelligenz. Dank Digitalisierung wurden Arbeitsprozesse automatisiert und durch Algorithmen sogar gestaltet. Die Vernetzung ist die vierte Revolution. In die Kommunikation von Mensch zu Mensch werden Maschinen mit einbezogen.
Der Mensch wird Teil eines digitalen
Kommunikationsnetzes.
Die hierarchische Arbeitswelt mit Führung von oben nach unten wird abgelöst. Alle Mitarbeiter in planenden, gestaltenden und entscheidenden Aufgaben werden in die Führung eingebunden. Durch den Innovationsdruck muss die kollektive Intelligenz und das kreative Potential jedes Einzelnen besser genutzt und schnellstens umgesetzt werden. Hierarchische Meldesysteme, Rapportwesen und Kontrollen verzögern Entscheidungen und eliminieren sich – infolge des Innovationsdruckes – selbst. Holokratische Systeme entstehen (Entscheidungen aller, Mehrheitsentscheide). Eine Art industrielle, direkte Demokratie ist im Aufbau. CEOs und Aufsichtsräte sind nicht mehr die Bestimmenden von unternehmerischen Prozessen, sondern Beobachter von Prozessen, die möglicherweise Ziele verfehlen. Auf Unternehmen kommt eine weitaus höhere Aufgabe
zu, als nur die Stellung im Markt zu festigen. VUCA nennt sich diese neue Anforderung. Die Umwelt wird hochgradig volatil, uncertain, complex, ambiguous. Corona
hat gezeigt, wie schnell, unverhofft und vehement in Zukunft scheinbar kaum für möglich gehaltene Szenarien eintreten können.
New Work bringt den Menschen eine neue Rolle im Arbeitsleben.
Der Mensch wird vom Befehlsempfänger und Ausführer zum Gestalter und Mitwirker am unternehmerischen Geschehen. Dadurch erhalten auch die Verantwortlichen für die Unternehmensführung und die Vertreter des Unternehmenskapitals neue Rollen.
New Work bringt Arbeitgebern gesamtheitlich denkende Menschen.
Der Gestaltung der Attraktivität des Unternehmens im Personalmarkt muss mehr Bedeutung gegeben werden, wenn die besten Fachkräfte gewonnen werden sollten. Attraktivere Gehaltssysteme mit Erfolgsbeteiligung, mobil-flexibles Arbeiten, Selbstbestimmung und Autonomie sind Werte, die ausgewiesene Fachkräfte schätzen.
New Work bringt dem
HR-Management neue Aufgaben und Verantwortungen.
Eine vorausschauende Personalentwicklung muss installiert werden, denn viele technologische Entwicklungen sind oft so neu, dass Fachkräfte erst dazu ausgebildet werden müssen. Und ganz wichtig ist, dass in der Rekrutierung von Mitarbeitenden die sogenannten Anforderungsprofile ihre Bedeutung verlieren. Menschen nach Wissen, besuchten Kursen, absolvierten Ausbildungen einstellen, wirkt sich negativ aus. Durch die schneller werdenden Entwicklungen unterliegen Anforderungsprofile einem sehr kurzfristig gültigen Inhalt. Oft sind die Aufgaben einer Stelle noch vor Antritt eines Kandidaten veraltet.
Hinsichtlich Arbeitsflexibilität hat uns Covid eine sehr schnelle Entwicklung gebracht.
Wer hätte vor 2 Jahren gedacht, zuhause zu arbeiten? Wer hätte daran gedacht, die Kollegen nur am Bildschirm zu sehen? An neue Realitäten haben wir uns zukünftig zu gewöhnen. jb