Selbstmanagement.

Chef sein ist nicht einfach. Er ist Vorbild. Seine Aufgabendurchführung ist effizient und zielgerichtet. Seine Sprache ist klar, bestimmt und richtig. Seine Korrekturen an Aufgaben anderer sind fundiert und werden motivierend weitergegeben. Er weiss immer einen Rat oder hilft bei Schwierigkeiten mit. Seine Person steht im Zentrum der Tätigkeit anderer Menschen. Machen andere Fehler, werden sie oft ihm zugeschrieben (fehlende Information, schwache Anleitung). Ja, Chef sein verlangt höhere Qualitäten, als im menschlichen Durchschnitt vorkommen.
Höhere menschliche Qualität? Kann man denn die eigene Persönlichkeit, welche überwiegend genetisch bestimmt ist, verändern? Nein, verändern kann man sich nicht, aber man kann durch Selbstmanagement die Qualität des „Ichs“ verbessern. Einfach ist dies allerdings nicht. Voraussetzungen sind:

  • Fähigkeit, das „Ich“ kritisch zu betrachten.
  • Fähigkeit, das menschliche Umfeld anzunehmen und dessen Sicht des „Ichs“ zu spüren.
  • Fähigkeit, die Reaktionen auf die eigene Emotionalität zu kontrollieren.
  • Fähigkeit, den „inneren Schweinehund“ zu besiegen.

Jeder Mensch besitzt diese Fähigkeiten, und sie kommen dann zum Einsatz, wenn er gegenüber anderen Menschen, die ihm viel bedeuten, einen guten Eindruck hinterlassen will. Wenn er will! Das Wollen ist der Antrieb zur Kontrolle und Einordnung des Ichs in eine menschliche Umgebung. Das Können kann enorm gesteigert werden, wenn viel an Bedeutung für das „Ich“ abhängt. Der Mensch kann seine Eigenschaften „tunen“, aus einem klapprigen VW-Golf einen sportlichen Wagen bauen. Der Weg dazu ist nicht einfach. Die Einsicht, dass das „Ich“ nicht der Nabel der Welt ist, steht am Anfang. Nicht das „Ich“ ist wichtig, sondern das mit anderen Menschen zu erreichende Ziel.
Aus dieser Einsicht heraus kann ein „Selbstmanagement“ aufgebaut werden. Eine frühe Form ist das Zeitmanagement.

In den 70er, 80er Jahren des letzten Jahrhunderts war das Zeitmanagement ein vielbesuchter nebenberuflicher Weiterbildungs-Lehrgang. Heute hat sich jeder daran gewöhnt, seine Termine mittels Handy oder Outlook zu steuern, und deshalb ist Zeitmanagement nur noch eine kybernetische Begleitung des Selbstmanagements. Andere Begriffe sind in der Bedeutung gewachsen. Die zwei wichtigsten sind Selbstverantwortung und Selbstverwirklichung. Ein Chef ist Verantwortungsträger für alles, was in seinem Bereich geschieht. Geschieht etwas Aussergewöhnliches, gilt es nicht, einen Schuldigen zu finden und ihn zu brandmarken, sondern die Frage zu stellen, was hätte ich vorkehren müssen, dass das Aussergewöhnliche nicht passiert. Verantwortlich ist er auch für die Menschen in seinem Bereich. Warum sind sie Versager, Querulanten, Minimalisten? Niemand ist mit Absicht Versager, weil er sich dadurch am meisten schadet. Also sind irgendwelche Umstände vorhanden, die es aufzuspüren und zu eliminieren gilt. Eine der wichtigsten Chef-Aufgaben.
Der zweite Begriff, die Selbstverwirklichung, ist die Identifizierung mit der Chef-Aufgabe. Chef sein ist kein Teilzeitjob. Chef sein bedeutet, alle persönlichen Ziele mit der Chef-Aufgabe in Einklang zu bringen. Zwischen persönlichen Zielen und der Chef-Aufgabe dürfen keine Differenzen bestehen. Die Chef-Aufgabe muss eine Selbstverwirklichung sein.
Selbstmanagement gestaltet die Prioritätenliste. Was ist wichtig! Was scheint wichtig, um mich dahinter zu verstecken, darf nie in erste Prioritäten kommen.
Selbstmanagement gestaltet das Verhältnis zu andern Menschen. Die Motivation jedes Menschen ist von seiner Achtung abhängig. Wird er als Nichtsnutz betrachtet, ist er auch nichts wert. Also gilt es, Stärken anderer Menschen zu erkennen und einzusetzen. Zum eigenen und zum Wohle des anderen.
Selbstmanagement ist der Schlüssel für optimale Chefqualität.                                jb