Sind Mitarbeiter in KMU’s zufriedener?

Die Arbeitsbedingungen in KMU’s sind verschieden von denen in Konzernen. Das ist zunächst sicher, denn in KMU’s hat jeder Einzelne mehr Überblick über das Gesamte. Dadurch steigen Interesse am Gesamten, aber auch Verantwortungen und Kompetenzen. In Konzernen ist an jedem Thema eine Vielzahl an Menschen eingebunden. Entsprechend hat jeder nur einen kleinen Anteil am Ganzen. Für Entscheide – auch für Entscheide geringer Tragweite – sind viele Kommunikationen, Meetings, Berichte, Protokolle usw. notwendig. Der eigenen Kreativität, der Initiative und der „Ungeduld“ werden dadurch Grenzen gesetzt.

Konzerne haben aber für Studienabgänger eine wesentlich höhere „Ansaugkraft“, denn sie betreiben ein aufwändiges „employer branding“, sind an Veranstaltungen mit Studenten höherer Semester vertreten, fördern Studien und unterhalten schon Beziehungen zu Absolventen zwei Jahre vor Abschluss. Entsprechend neigen Studienabgänger dazu, in Konzernen eine berufliche Weiterentwicklung anzutreten. Doch die Pyramide wird gegen oben schmaler. Nur, wer sich durchsetzt, kommt voran. Viele aber wechseln zu mittelgrossen oder kleineren Firmen, die wesentlich mehr Freiheiten bieten.

Die konzerneigenen Personalentwicklungen führen dazu, dass vornehmlich junge Mitarbeiter eingestellt und gefördert werden. Sie werden mit den neuesten Techniken (kommunikativ und fachlich) ausgestattet und betrachten Ältere als konservativ und fachlich und kommunikativ nicht fit. Ältere haben aber mehr Erfahrung und könnten Aufgaben effizienter lösen, müssen aber oft universitäre neueste Erkenntnisse und jugendliche Kreativleistungen überwinden.

Was in Konzernen auch zu Unzufriedenheit führt sind Grabenkämpfe zwischen Abteilungen. Ebenfalls individuelle Auseinandersetzungen um Anerkennung und nächste Karriereschritte. Das führt zu Verunsicherungen bezüglich der Arbeitsplatzsicherheit. Entsprechend steigt der Konkurrenzdruck und damit die Angst vor Arbeitslosigkeit. Jeder über 40 Jahre erlebt, wie sein Arbeitgeber nur Junge einstellt und sieht sich deshalb in der Existenz gefährdet. Unsicherheiten geben auch die ständigen Restrukturierungen, Organisationsumstellungen und Personalentlassungen, die wohl dem Ziel nach „permanentem Wandel“ nachkommen, aber die Effizienz eingeschliffener Abläufe zerstören.

Ganz anders die KMU’s, die oft familiär geführt werden. Da ist kein Vierteljahresdenken vorhanden, sondern ein Überblicken eines Zeitraumes von 8 bis 12 Jahren. Gute Ideen können schnell aufgenommen und verwirklicht werden. Komplexe Entscheidungswege, mangelnde Budgetpositionen und bremsende Vorgesetzte sind kaum vorhanden. In vielen KMU’s gibt es nur 3 bis maximal 4 Hierarchieebenen, in Konzernen deren 6 bis 10.

Das sind die Gründe, weshalb sich über 40-jährige gerne auf Führungspositionen in KMU’s bewerben. Sie suchen berufliche Freiheiten, Effizienz, kollegiale Teamarbeit und Zufriedenheit. jb