Von der Qualität eines Vortrages
Entscheidend für ein Urteil ist zum grossen Teil die Fähigkeit zur Präsentation der vortragenden Experten. Es gibt diejenigen, die rhetorisch sehr begabt sind, wunderbare Sätze formulieren können, ihre Zuhörer begeistern, aber im Prinzip nichts oder nur wenig aussagen. Und es gibt diejenigen, die wichtige und entscheidende Äusserungen machen, aber diese nur schlecht formulieren können. Entsprechend überzeugen sie wenig. Ihre Vorschläge werden kritischer betrachtet und weniger ernst genommen als diejenigen der Blender.
Wenn Führungspersonen in einer Sache, über die sie entscheiden müssen, nicht genaueste Detailkenntnisse haben, orientieren sie sich an den vortragenden Menschen. Deren Überzeugungskraft, deren Wirkung, deren Rhetorik sind ausschlaggebend. Weniger die Sache, die man vielleicht nicht genau kennt. Einer der Gründe, weshalb trotz vieler Vorkehrungen immer noch Fehlentscheide in einer Unternehmensführung getroffen werden. Deshalb sollten diejenigen, welche dank ihrer Detailkenntnisse und Fähigkeiten sachkundig sind, sich um eine gute Vortragsqualität bemühen. Ganz einfach ist dies nicht, denn Menschen aus Forschung und Entwicklung sind oft introvertiert veranlagt und haben Mühe, ihren Gedanken mit Worten eine verständliche Form zu geben. Es gibt allerdings einige Grundregeln, mit deren Einhaltung gute Verbesserungen erzielt werden:
1. Seien Sie gelassen. Jeder Mensch kann gelassen sein, sei es in der Familie, beim Bier mit Kollegen, im Sport- oder Gesangsverein. Diese Gelassenheit müssen Sie auch für einen Vortrag freilegen. Keine Angst vor Zuhörern, das sind Menschen wie Sie auch. Sie lassen sich gerne beraten und überzeugen und Sie bin derjenige, der die Lösung weiss. Darauf dürfen Sie stolz sein. Also
Gelassenheit. Gute Vorbereitung ist Basis der Gelassenheit. Ihr Vortrag hat einen hohen Wert und ist die Grundlage für einen unternehmerischen Entscheid.
2. Formulieren Sie Ziel und Mega-Ziel. Ihr Vortrag soll dazu dienen, ein Teilziel zu erreichen. Dieses Teilziel stellen Sie in ein übergeordnetes System, in dem Ihr Vortragsziel nur eine erreichbare Stufe darstellt. Das Mega-Ziel korrigiert Ihr zu verfolgendes Teilziel auf eine machbare Grösse. Entsprechend sinkt die Wichtigkeit des Teilziels, und das Wissen über das Mega-Ziel zaubert Ihnen ein gelassenes Schmunzeln ins Gesicht.
3. Seien Sie ehrlich. Vor allem mit sich selber. Je authentischer Sie Ihren Vortrag gestalten, desto mehr identifizieren Sie sich damit. Vermeiden Sie Unsicherheiten. Sie sind Quelle für Verhaspelungen, Wiederholungen, Satzabbrüche und fahriges Verhalten. Wenn Sie nur aussagen, was Sie genau kennen und wovon Sie überzeugt sind, steigt ihr Aussagekraft.
4. Beobachten Sie gelassen Ihre Zuhörer. Sehen Sie Unaufmerksamkeiten, Gähnen, Handymanipulationen, Körperverlagerungen, dann ist höchste Zeit, ein «Highlight» loszulassen. Eine gute Dramaturgie gehört zur Vorbereitung! Versuchen Sie aus jedem vortragenden Teil einen besonders interessanten Inhalt in kurze Worte zu fassen, humoristisch aufzubereiten oder mit einer abwegigen Folgeerscheinung aufzupeppen. Damit gewinnen Sie die Aufmerksamkeit zurück. «Überraschungsmomente“ zu platzieren hilft Ihnen, Ihren Vortrag interessant und locker zu gestalten.
Diese vier Forderungen an die eigene Person sollten auch rhetorisch weniger begabten Menschen die Möglichkeit geben, ihr Wissen überzeugend an andere Menschen weiterzugeben. Gleichzeitig wird an die Zuhörer appelliert, besser hinter der Erscheinung eines Vortragenden auf die Sache zu achten. Stellen Sie sich nicht auf die Stufe, ein Vortragender muss mich überzeugen können, sondern orientieren Sie sich an dem, was er zu sagen hat. Seien Sie kritischer im Umgang mit Behauptungen, mit Showgehabe und grossen Worten. jb