Wer gewinnt das Rennen um Talente?

Geschätzt wird, dass weltweit ca. 200 Millionen gutausgebildete Menschen in einem andern Land einen guten Job suchen. Ein Riesenpotential für die Wirtschaft! Doch wo müssen die Firmen geografisch ansässig sein, um sich einen Teil der Talente zu sichern? Am Wirtschaftsforum in Davos stellten Adecco und Insead den „Global Talent Competitiveness Index vor. Dieser Bericht kommt zum Ergebnis, dass sich Talente dorthin bewegen, wo sie sich möglichst in Freiheit, Kollegialität, Offenheit und kollegialem Wettbewerb entfalten können. Gemessen wurden unter anderem wo Hochqualifizierte Startups gründen und wohin sich internationale Konzerne bewegen, wenn es gilt, Talente zu gewinnen. 109 Länder wurden aufgrund von Makrodaten anhand von sechs Kriterien bewertet, von Bildung bis zu Arbeitsmarktgestaltung und Wachstumsorientierung.

 

Das Resultat ist interessant und gleicht einem Spiegel, der Politikern vorgehalten wird, damit sie darin ihr Versagen erkennen können. Es sind drei Zwergstaaten, die das Rennen um Talente machen, nicht die großen Wirtschaften dieser Welt. Bruno Lanvin, Projektleiter der Studie und Ökonom an der Insead begründet das wie folgt: „Kleine Länder haben gelernt, sich zu öffnen, wenn sie Wohlstand schaffen wollen“. Entsprechend haben die  im Ranking erfolgreichen Länder einen Anteil an im Ausland geborenen Arbeitnehmern von bis zu 50%.

 

Die Digitale Revolution verändert das Verhältnis der Kräfte im Dreieck Gesellschaft-Arbeitnehmer-Wirtschaft. Neue Arbeitsformen entstehen, die mit gesetzlichen Vorschriften nicht mehr vereinbar sind. Die örtliche Flexibilität von Top-Talenten verliert durch die Informationstechnologie an Bedeutung. Top-Talente ziehen gerne dorthin, wo es sich angenehm leben lässt und globale Konzerne gehen dorthin, wo sie Talente finden und binden können. Die 10 Länder (von 109 untersuchten), die für Top-Talente eine magnetische Anziehung ausüben, sind:

Platz 10: Finnland.

Finnland hat bei den Pisa-Studien immer sehr gut abgeschnitten und das Bildungssystem gehört in den Augen der Studien-Autoren zur Weltspitze.

Platz 9: Kanada.

Auch Kanada verfügt über ein sehr gutes Bildungssystem und besonders erwähnenswert sei die Mobilität der Kanadier (eingewanderte und ursprüngliche).

Platz 8: Norwegen.

Ein vorderer Platz wird infolge des Bildungssystems, der sozialen Gleichstellung und der Gleichstellung der Geschlechter erreicht.

Platz 7: Großbritannien.

Das Königreich ist in keinem Kriterium an der Spitze, aber in allen recht gut. Zudem gelingt es dem Land besser als andere Länder, junge Talente von außen anzulocken. Ausländische Talente werden gut integriert. Das eigene Bildungssystem ist jedoch uneinheitlich und auch qualitativ stark unterschiedlich.

Platz 6: Schweden.

Aufgeschlossenheit, Fremdsprachkompetenz der Bevölkerung, soziale Durchlässigkeit und Gleichberechtigung sind Werte, die Schweden und die Top-Ten bringen.

Platz 5: Dänemark.

Obwohl momentan rechtspopulistische Tendenzen aufkommen, bietet Dänemark eine hohe Anziehungskraft für ausländische Talente. Spitzenreiter ist das Land bezüglich sozialer Durchlässigkeit.

Platz 4: USA.

Die USA versteht es, Talente zu integrieren. Zudem besitzt sie Elite-Universitäten für Forschung und Weiterbildung.

Platz 3: Luxemburg.

Luxemburgs Arbeitsmarkt ist für Menschen aus aller Welt hervorragend geöffnet und sein Wirtschaftsmodell ist nachhaltig erfolgreich.

Platz 2: Singapur.

Schwächen sind eine mäßige Demokratie schlechte eigene Bildungsmöglichkeiten. Dadurch Aufgeschlossenheit gegenüber Expats.

Platz 1: Schweiz.

Kaum praktische Folgen bezüglich der Begrenzung der Einwanderung. Hochlohnland mit gutem Bildungssystem. Vertretungen oder Sitz großer Konzerne.

Für Deutschland benoten die Forscher die Offenheit gegenüber ausländischen Talenten schlecht, deshalb Abwanderung.       jb